Pressemitteilung zum Theaterstuck "MoBa" in der Waggonhalle Marburg

Text von Freitag, 8. April 2005
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Das Kind im Manne: MoBa für Abhängige
Marburg * (yvg)
"Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren! Ich begrüße alle in Marburg Zugestiegenen." Diesen Empfang bereitete der Schaffner seinen "Fahrgästen" am Donnerstag (7.April) in der Waggonhalle. dabei schwenkte er das grüne Signallicht und blies in seine Trillerpfeife.
Mit einer durchaus authentischen Verspätung von etwa 10 Minuten rollten dann auch die (Modell-)Züge ein. Der Anlass dieser ungewöhnlichen Begrüßung war die Premiere von "Moba - Ein Theaterstück um die Modelleisenbahn für einen Schauspieler und vier Starter-Sets". In einer knapp 70 minütigen One-Man-Show spielte Walter Heck unter der Regie von Christopher Diel einen von der Modellbahn-Sucht Befallenen.
Heck spielt das allerdings nicht nur, er ist es tatsächlich auch!
Obwohl das Buch "Modelleisenbahn" von Burkhard Spinnen die Vorlage zu diesem Stück lieferte, kann man von einer fast autobiografischen Darbietung sprechen. Von der Passion, die das Theater GegenStand zum Thema dieses Abends machte, ist der Protagonist auch privat betroffen. Und das merkt man!
Mit viel Sinn für Humor und Liebe zum Detail wollte der "Moba-Mann" an diesem Abend seiner Leidenschaft auf die Schliche kommen.
Er schilderte, wie ihm der begeisterte Papa zu Weihnachten eine Modelleisenbahn vorgesetzt hat. Damit konnte der Zehnjährige zunächst jedoch rein gar nichts anfangen. Erst 30 Jahre später fand er sich in der Modellbahnabteilung eines Spielwarenladens wieder. Dort hat ihn der Dämon verführt. Obwohl er es leugnet, weiß er doch: Die Abhängigkeit nach den kleinen Zügen hat ihn gepackt.
Doch wenn es nur das wäre! Der Modellbahn-Enthusiast sieht sich einer ungeheuren Vielfalt von Herausforderungen gegenüber: Spurweite H0 oder N? Landschaft oder Vitrine? Außerdem muss er sich ständig vor seiner Frau und seinem Umfeld rechtfertigen. Mitleidigen Fragen wie "Naaa, wieder was gebastelt?" steht er hilflos gegenüber.
Doch nicht nur das Publikum will - und wird! - von dieser Sucht überzeugt werden, auch eine Off-Stimme - gesprochen von Christopher Diel - schaltet sich immer wieder ein und hakt kritisch nach. Der "Moba-Mann" kann selbst nicht genau erklären, warum ihn die Miniatur-Züge so anziehen. Er weiß nur eins: "In jedem Mann steckt nun mal ein Kind."
Obwohl das "Denken in Schienen und Weichen2 nichts für Autofahrer ist, muss an diesem Abend auch ihnen klar geworden sein, dass der Charme dieser Leidenschaft in der Freude an den kleinen Dingen liegt. Diesen Eindruck verstärkte auch die Bühne, die sorgfältig und detailgetreu mit verschiedensten Bahn-Artikeln ausstaffiert war. Auch die eingespielte Musik bereicherte mit 50er-Jahre-Liedern rund um die Bahn die Vorstellung.
Die rundum gelungene Inszenierung begeisterte Spötter wie "Betroffene" gleichermaßen. Wenn auch nicht jeder zum Moba-Fan geworden sein dürfte, so konnten doch alle nachvollziehen, was in solch einem passionierten Manne vorgeht.
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